Ich ziehe mich zurück. Diese Feststellung hast du möglicherweise in den letzten Wochen oder Monaten in deinem Leben machen müssen. Dir ist aufgefallen, dass du vermehrt Treffen mit deinen Freunden absagst und auch deinen Hobbys nicht mehr nachkommen möchtest. Du fühlst dich antriebslos, innerlich leer und kannst dich für nichts mehr begeistern. Nicht einmal für Sachen, die dir früher Spaß gemacht haben.
Doch wenn es darum geht, die Gründe dafür zu nennen, tust du dir möglicherweise schwer. Ich habe 3 wesentliche Gründe identifiziert, die ich dir in diesem Beitrag vorstellen möchte. Vielleicht kannst du dich in einem der Gründe wiedererkennen. Das Thema dieses Beitrages lautet also: Ich ziehe mich zurück – was sind die Gründe?
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Ich ziehe mich zurück, weil ich antriebslos bin
Natürlich ist der mit Abstand wichtigste Grund, wieso sich Menschen zurückziehen, die Antriebslosigkeit. Die innere Leere, die keine Begeisterung, oder Freude mehr zulässt. Das Phänomen der Antriebslosigkeit und inneren Leere kennen die meisten Menschen. Doch die Gründe wiederum nicht.
Meist setzt die Antriebslosigkeit nach einem einschneidenden Erlebnis in deinem Leben ein. Möglicherweise eine schmerzhafte Trennung, die Kündigung von deinem Job, oder etwas anderes emotional Bewegendes. Die Betonung liegt auf: emotional bewegend. Denn das bringt uns der Lösung des Problems ein Schritt näher.
Nach einem einschneidenden Erlebnis in deinem Leben, sagen wir eine schmerzhafte Trennung, verspürst du sehr intensive und belastende Emotionen, die dich möglicherweise komplett unvorbereitet treffen. Sie belasten dich über eine längere Zeit hinweg und du weißt meist nicht, wie du mit ihnen umgehen sollst. Siehe: Gefühle wahrnehmen und nicht nach ihnen handeln
Logische Lösung: Unterdrückung der Emotionen
Niemand möchte negative Emotionen spüren und empfinden. Daher scheint die logische Lösung aus einer solchen Lage, folgender zu sein: Die Emotionen, die dich belasten zu unterdrücken. So weit, bis du sie nicht mehr empfindest und spürst. Und wenn du es geschafft hast, diese Emotionen nicht mehr zu empfinden, glaubst du, dass du die Situation verarbeitet und darüber hinweggekommen bist.
Doch was du dabei nicht verstehst ist: Nur weil du eine bestimmte Emotion “abgetötet“ hast, bedeutet das nicht, dass du all deine anderen Emotionen (die positiven), weiterhin empfinden kannst. Denn was du durch das Unterdrücken getan hast, war nicht eine einzelne Emotion “abzutöten“, sondern deine gesamte Fähigkeit, Gefühle zu empfinden.
Der Punkt hierbei ist: Der Körper unterscheidet nicht zwischen negativen und positiven Gefühlen. Für ihn sind Gefühle, einfach Gefühle. Und wenn du negative Emotionen unterdrückst, so unterdrückst du auch gleichzeitig deine Fähigkeit, die positiven Emotionen zu empfinden. Sprich: Freude, Begeisterung, die Lust etwas zu unternehmen. Siehe: Vergangenheit aufarbeiten – 3 unersetzliche Schritte
Keinen Zugriff mehr auf Emotionen
So kann es sein, dass du nach einem einschneidenden Erlebnis in deinem Leben, dich plötzlich innerlich leer und antriebslos fühlst. Mit anderen Worten: Du hast keinen Zugriff mehr auf deine Emotionen.
Wie du es hinkriegen kannst, deine ehemals unterdrückten Gefühle aus deiner Kindheit mit der Focusing-Methode aufzuarbeiten und dir damit den Zugang zu deinen Gefühlen wieder zu ermöglichen, erfährst du in meinem Buch: “Durch Mündigkeit zur Selbstliebe“
(Außerdem darin enthalten: Wie du es hinkriegst, emotional unabhängig zu werden und dich liebenswert zu fühlen)
Natürlich ist die Antriebslosigkeit nicht immer mit einem einschneidenden Erlebnis in deinem Leben verbunden. Es kann auch sein, dass sie sich mit der Zeit kontinuierlich anbahnt. Wenn du beispielsweise die Angewohnheit hast, unliebsame Emotionen zu unterdrücken, so kann sich das Unterdrücken summieren, bis du dich nach einer bestimmten Zeit anfängst antriebslos zu fühlen.
Ich ziehe mich zurück, weil ich nicht verletzt werden will
Ein weiterer Grund, weshalb du dich möglicherweise zurückziehst, kann folgender sein: Du möchtest nicht verletzt werden. Wenn du kein sonderlich hohes Selbstwertgefühl hast und sehr darauf bedacht bist, was andere über dich sagen, dann können dich andere Menschen sehr leicht verletzen. Sie müssen nicht einmal dich bewusst verletzen wollen, aber du interpretierst dann viele Sachen falsch und beziehst sie auf dich, obwohl sie gar nicht so gemeint waren.
Und wenn andere Menschen natürlich diese Macht über dich besitzen, dann kann ein normales Treffen mit Freunden natürlich zu einem Risiko und vor allem zu einer Herausforderung werden. Denn: Indem du dich mit anderen Menschen triffst, setzt du dich dem Risiko aus, verletzt zu werden. Eine unglückliche Aussage oder ein falscher Blick können dazu führen, dass du tagelang über diese Situation nachdenkst und sehr verletzt bist. Und wer setzt sich schon gerne einem solchen Risiko aus?
Um dich selbst und deine Gefühlswelt zu schützen, kannst du dich letzten Endes dazu entscheiden, nicht mehr so oft auszugehen und etwas zu unternehmen. Das ist denkbar eine schlechte Strategie, mit dem Risiko verletzt zu werden umzugehen.
Ich ziehe mich zurück, weil Treffen mehr Stress als Freude bedeuten
Der dritte und letzte Grund in diesem Beitrag, ähnelt etwas dem zweiten Grund: Für dich bedeuten Zusammenkünfte und Treffen mit Freunden mehr Stress als Freude, weil du ständig versuchst ihnen zu gefallen.
Und auch hier spielt ein niedriges Selbstwertgefühl eine große Rolle: Wenn du Zweifel darüber hast, ob du eine liebenswerte und wertvolle Person bist, dann kann es sein, dass du ständig versuchst anderen zu gefallen. Du setzt dir also eine Fassade auf und verstellst dich, um eine positive Reaktion deiner Freunde zu kriegen.
Denn wenn sie dich mögen und akzeptieren, dann bedeutet das für dich, dass du eine liebenswerte und wertvolle Person bist. Doch wenn sie dich nicht mögen und akzeptieren, dann fühlst du dich wertlos, unsicher und nicht liebenswert. Und das möchtest du natürlich um jeden Preis vermeiden, weshalb du es dir zur Aufgabe machst, anderen Leuten zu gefallen, wenn ihr euch trefft.
Für andere Menschen ist der Sinn und Zweck eines Treffens das Austauschen von authentischen Gedanken und Gefühlen. Das Teilen von Freude und das gemeinsame Erfreuen an Situationen. Völlig unbeschwert und freiwillig.
Doch für dich stellt das Treffen mehr eine Aufgabe dar. Die Aufgabe anderen zu gefallen, damit du dich wertvoll und liebenswert fühlen kannst. Und das kann verständlicherweise manchmal sehr anstrengend sein, zumal der Erfolg, d.h die positiven Reaktionen der anderen Menschen nicht garantiert sind. Und das kann dazu führen, dass du mit der Zeit keine Lust mehr dazu hast, dich dieser Aufgabe zu stellen und lieber zu Hause bleibst, als auszugehen. Siehe: Authentisch leben bedeutet keine Angst vor Ablehnung zu haben und 3 Gründe wieso du akzeptiert wirst, wenn du authentisch lebst
Ich ziehe mich zurück – Fazit und Frage
Sich zurückziehen kann natürlich hunderte von Gründe haben. Meine Absicht war es nicht mit diesem Beitrag eine vollständige Liste der möglichen Gründe zu erstellen. Das wäre unmöglich. Vielmehr wollte ich 3 wesentliche Gründe aufzeigen, die meiner Meinung nach eine Rolle spielen können. Möglicherweise hast du dich in dem einen oder anderen Grund wieder erkannt.
Eine Frage zum Schluss (Ich ziehe mich zurück): Was würde sich in deinem Leben ändern, wenn du deine Gefühle nicht mehr unterdrücken und den Menschen in deiner Umgebung dein wahres Gesicht zeigen würdest, statt nur einer Fassade?